Inhaltsverzeichnis
- Wie kommt es zur Seekrankheit?
- Können Kinder seekrank werden?
- Wieso sind Menschen unterschiedlich betroffen?
- Was sind typische Symptome bei Seekrankheit?
- Was hilft gegen Seekrankheit?
- Wie kann man Seekrankheit vorbeugen?
- Maßnahmen gegen Seekrankheit an Bord
- Welche Kabine ist bei Seekrankheit zu empfehlen?
- Was sollte man bei Seekrankheit essen?
- Nachsorge bei Seekrankheit
Seekrank — das waren viele von uns schon einmal. Die Seekrankheit zählt zu den sogenannten Kinetosen, den Bewegungskrankheiten. Sie ist eine bekannte Unterform der Reisekrankheit und tritt bei Schiffsreisen häufig auf. Es kann uns Menschen jedoch auch in Bussen, Autos oder Flugzeugen erwischen. Typische Symptome sind Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit, welche von dem Betroffenen als unangenehm empfunden werden. Aus diesem Grund fürchten viele Urlauber die Reise mit einem Kreuzfahrtschiff.
Wir haben uns einmal genauer mit dieser Thematik auseinandergesetzt und den Experten Dr. med. Dördelmann, Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendmedizin im Diakonissenkrankenhaus Flensburg hierzu befragt, damit Reisende die zu Seekrankheit neigen, nicht auf eine Kreuzfahrt verzichten müssen.
Video: Seekrank auf Kreuzfahrt | Tipps und Tricks vom Arzt (©oceando OHG)
Wie kommt es zur Seekrankheit?
Seit Tausenden von Jahren fahren die Menschen bereits zur See und fast genau so alt wie die Seefahrt selbst ist die erste Geschichte über Seekrankheit. Aber warum werden Menschen überhaupt seekrank?
Die Seekrankheit ist eine Bewegungskrankheit und entsteht, wenn unterschiedliche Sinneseindrücke in Konflikt stehen, erzählt uns Dr. Dördelmann. Gerade auf einem Kreuzfahrtschiff ist es oft so, dass die Umgebung wie beispielsweise die Kabine als gerade Linien erscheinen und man stabil steht oder sitzt. Durch die andauernde Schaukelbewegung des Seegangs nimmt das Gleichgewichtsorgan jedoch wahr, dass der Körper in Bewegung ist. Dies führt zu widersprüchlichen Informationen an das Gehirn, welches diese nicht einordnen kann und mit Symptomen der Seekrankheit darauf reagiert.
Können Kinder seekrank werden?
Kinderarzt Dr. Dördelmann verrät uns: Babys, sprich Kinder bis circa zwei bis drei Jahren, werden so gut wie niemals seekrank. Das liegt daran, dass ihre Sinnesorgane noch nicht so stark ausgeprägt sind. Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren erwischt es statistisch gesehen hingegen häufiger. Bei Kindern diesen Alters entwickeln sich die Sinnesorgane noch, daher kann es schnell zu „Fehlermeldungen“ an das Gehirn kommen.
Wieso sind Menschen unterschiedlich betroffen?
Dr. Dördelmann zufolge kann nicht jeder seekrank werden. Man geht davon aus, dass circa die Hälfte bis Zweidrittel aller Menschen seekrank werden können. Der Ausbruch oder die Intensität der Seekrankheit ist abhängig von der persönlichen Empfindlichkeit des Gleichgewichtsorgans. Wieso genau Menschen unterschiedlich betroffen sind, konnte von der Forschung bislang noch nicht herausgefunden werden.
Was sind typische Symptome bei Seekrankheit?
Viele Menschen reagieren zunächst mit häufigem Gähnen und Müdigkeit, darauf folgen leichte Kopfschmerzen und Unwohlsein. Oftmals verstärkt sich auch der Speichelfluss und die Betroffenen beginnen zu schwitzen. Erst nach dieser Phase treten die typischen Symptome Seekranker auf: Schwindel und Übelkeit bis hin zum Erbrechen.
Tipp: Die Seekrankheit kann ähnlichen Symptome wie ein Sonnenstich aufweisen. Sollten Sie sich also starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt haben, könnte auch dies Ihre Übelkeit hervorrufen. Die Behandlung fällt bei einem Sonnenstich jedoch anders aus als bei einer Seekrankheit. Sie sollten also darauf achten, wie Sie sich verhalten und bei Unwohlsein nach einem langen Aufenthalt in der Sonne ebenfalls einen Sonnenstich statt Seekrankheit in Betracht ziehen. Natürlich ist bei Seekrankheit ein ausgiebiges Sonnenbad ebenso nicht zu empfehlen.
Was hilft gegen Seekrankheit?
Das Angebot an Helfern gegen Reisekrankheiten ist vielfältig. Sie reichen von homöopathischen, natürlichen über stärkere Medikamente bis hin zu Horizont-Brillen und Akupressurbändern.
AkupressurbänderSehr positive Erfahrungsberichte gibt es über Akupressur mithilfe von etwa drei Zentimeter breiten, elastischen Stoff-Armbändern, die an beiden Handgelenken getragen werden. Die Wirkung ist ähnlich wie bei Akupunktur, in dem ein kleiner, im Akupressur-Armband eingewebter Kunststoff-Knopf dauerhaft Druck auf einen Akupunktur-Punkt im Handgelenk ausübt. SEABANDs sind in fast jeder Apotheke zu finden. Unser Exemplar haben wir in der Asana Apotheke in Flensburg erhalten.
ReliefbandEine weitere, etwas kostspieligere Variante mit über 100 Euro ist ein Reliefband. Dieses Band überträgt über zwei Elektroden sanfte, elektrische Impulse an den Median-Nerv und soll so ziemlich effektiv gegen Seekrankheit wirken.
IngwerViele Kreuzfahrer schwören auf die Wunderknolle Ingwer — als Tee, pulverisiert in Kapseln oder roh in feinen Scheiben. Für die Kreuzfahrt eignen sich vor allem die Kapseln mit Ingwer-Pulver, die es rezeptfrei in der Apotheke gibt.
Homöopathische GloboliDie Homöopathie hält ebenfalls eine ganze Palette an Mitteln bereit. Aufgrund der leichteren Handlings bevorzugt als Globuli (kleine Kügelchen), lassen sich diese Präparate auf Kreuzfahrt im akuten Fall sowie präventiv bei den ersten Anzeichen einer Seekrankheit einsetzen. Am besten fragt man hierzu seinen Hausarzt oder einen Homöopathen, die Ihnen dann das individuell passende Präparat empfehlen. Erfahrungsberichte zeigen, dass die homöopathischen Präparate oft schon innerhalb weniger Minuten anschlagen.
Sea Gum — Kaugummi gegen SeekrankheitAnfang 2019 ist der Kaugummi „Sea Gum“ auf den Markt gekommen. Er basiert auf der Erkenntnis, dass Vitamin C in hoher Dosierung den Histamin-Spiegel im Körper senkt. Kaubewegungen sollen zusätzlich mildernd auf das Seekrankheitsgefühl wirken.
Bille gegen ReiseübelkeitGanz neu auf dem Markt ist eine Brille gegen Reiseübelkeit. Das Prinzip ist einfach: Mit einer farbigen Flüssigkeit im Brillenrahmen wird ein künstlicher Horizont erzeugt, der sich bei Bewegung anpasst, um den Konflikt der Sinnesorgane in der Wahrnehmung aufzulösen. Die Brille enthält keine Gläser und kann somit von jedem und auch über der eigenen Brille getragen werden.
Seekrankheit mit stärkeren Medikamenten entgegnenDie stärkeren Medikamente gegen Seekrankheit enthalten Wirkstoffe, um Übelkeit und Brechreiz entgegenzuwirken, diese Mittel bezeichnet man als Antiemetika und sie sind in Kaugummi-, Tabletten- oder Zäpfchenform in Apotheken rezeptfrei zu kaufen. Scopolamin ist eines der wirksamsten, jedoch auch stärksten Mittel gegen Reiseübelkeit. Dieses Präparat ist in Pflasterform erhältlich und wird ca. 4-8 Stunden vor der Reise aufgeklebt, seine Wirkung hält bis zu 72 Stunden an und empfiehlt sich nur bei einer stärkeren Form der Reiseübelkeit. Sie sollten bei diesen Präparaten stets über mögliche Nebenwirkungen informieren und unbedingt ihren Hausarzt konsultieren.
Wie kann man Seekrankheit vorbeugen?
Bereits bei den ersten Anzeichen einer Seekrankheit, wie beispielsweise Müdigkeit oder Unwohlsein, hilft es meist schon an Deck des Schiffes zu gehen. Nehmen Sie ein paar tiefe Atemzüge der frischen Luft und richten Sie Ihren Blick in Richtung Horizont. Der schwankende Horizont hilft dem Gehirn optische Eindrücke und gefühlte Wahrnehmung wieder in Einklang zu bringen.
Dr. Dördelmann empfiehlt ebenfalls Entspannungsübungen, denn Seekrankheit kommt Stressempfinden sehr nahe. Eine einfache Atemübung kann milde Symptome bereits lindern.
Sollten Sie bereits wissen, dass Sie zu Seekrankheit neigen, ist die Einnahme von präventiven Medikamenten zu empfehlen.
Jedoch können wir alle Kreuzfahrt-Reisenden beruhigen. Heutzutage sind Kreuzfahrtschiffe sehr groß und mit speziellen Stabilisatoren ausgerüstet, sodass sie selbst bei starkem Seegang kaum ins Schwanken kommen. Daher tritt eine Seekrankheit auf einer Kreuzfahrt eher selten auf. Wichtig ist, dass Sie nicht bereits Angst vor der Reiseübelkeit bekommen, bevor Sie überhaupt die Kreuzfahrt antreten, denn der psychologische Faktor spielt eine große Rolle. Wer ständig über Übelkeit nachdenkt, dem wird wahrscheinlich auch schlecht.
Maßnahmen gegen Seekrankheit an Bord
Auf einem Kreuzfahrtschiff haben Sie immer die Möglichkeit, das Bordpersonal im Falle einer Seekrankheit zu konsultieren. Die Mitarbeiter kennen sich mit solchen Fällen bestens aus und Kreuzfahrtschiffe verfügen über eine gut sortierte Bordapotheke, damit man mit den Mitteln schnell Herr über die Seekrankheit wird.
Im bordeigenen Krankenhaus haben die Ärzte die Möglichkeit, bei extremen Seekrankheits-Fällen ein Mittel zu verabreichen, welches das Schwindelgefühl herabsetzt, den Magen beruhigt und schläfrig macht. Im besten Fall verschlafen Sie Ihre Seekrankheit und fühlen sich danach viel besser. Hier können allerdings hohe Kosten auf den Patienten zukommen. In solchen Fällen schützt einen die Reisekrankenversicherung, die bei Kreuzfahrtreisen generell empfohlen wird.
Sollte an Bord Seekrankheit auftreten, können Sie diese auch ganz ohne Medikamente in den Griff bekommen. Eine tolle Alternative sind die sogenannten SEABANDs. Die Akupressurbänder drücken auf den Nei-Kuan Akupressurpunkt und lindern somit die Übelkeit auf natürliche Weise. Sie sind waschbar und somit eine nachhaltigere Variante für die Reiseapotheke.
Welche Kabine ist bei Seekrankheit zu empfehlen?
Generell lässt sich festhalten: Je größer das Kreuzfahrtschiff, desto geringer der Seegang. Auf großen Schiffen wie beispielsweise die AIDAnova, Mein Schiff 2 oder die MSC Seaview kommen Sie als Passagier allein aufgrund der Schwergängigkeit nicht so schnell ins Schaukeln. Fast alle Kreuzfahrtschiffe verfügen zudem über Bewegungsstabilisatoren, die starkem Seegang entgegen wirken.
Reedereien wählen ihre Routen in der Regel so, dass kein schwerer Seegang zu erwarten ist. Die Natur und das Wetter lässt sich jedoch nicht immer 100-prozentig voraussagen. Generell gilt, dass Sie auf Ostsee Kreuzfahrten sie mit wenig Seegang rechnen können und dass auf dem Atlantik stärkerer Seegang herrscht — z. B. bei Transatlantik-Kreuzfahrten.
Kabine im Rumpf ist TrumpfWenn Sie auf Nummer sicher gehen möchten, können Sie auch mit der Wahl der Kabine eine Menge beeinflussen. In der Schiffsmitte im Rumpf des Schiffes spürt man bekanntermaßen am wenigsten vom Rollen des Schiffes. Bei einer Außenkabine mit Meerblick können sie immer den Horizont im Auge behalten und so ein Sinnesungleichgewicht vermeiden. Mit einer Balkonkabine können Sie zusätzlich nach draußen treten und die frische Meeresluft einatmen, wodurch sich eine Übelkeit leicht überwinden lässt.
Dr. Dördelmann klärt jedoch auch auf, dass man ebenfalls in einer Innenkabine der Seekrankheit Herr werden kann. Hierfür sollte man sich mit geschlossenen Augen hinlegen, da so die Gleichgewichtsorgane das gleiche empfinden.
Was sollte man bei Seekrankheit essen?
Es wird empfohlen, bei Seekrankheit nie einen zu leeren oder zu vollen Magen zu haben. Sie sollten nicht hungern, jedoch Ihren Magen auch nicht mit sehr fettigen oder würzigen Speisen zu sehr beanspruchen. Es ist besser, den Magen mit kleinen und leicht verdaulichen Mahlzeiten zu beschäftigen.
Ingwer, ein altes Mittel der Seefahrer, soll bei schwachen Beschwerden oftmals gut helfen. Dass Ingwer Übelkeit und Brechreiz sowie eine ganze Reihe weiterer Beschwerden lindert, ist mittlerweile auch in zahlreichen wissenschaftlichen Studien bestätigt.
Nicht zu empfehlen sind histaminreiche Nahrungsmittel wie Salami oder Thunfisch. Das Stresshormon schüttet der Körper bei Seekrankheit ohnehin schon verstärkt aus.
Um Ihren Körper nicht weiter zu belasten, wird auch der Verzicht auf Alkohol empfohlen.
Nachsorge bei Seekrankheit
Die gute Nachricht ist: Seekrankheit geht meist so schnell wieder wie sie gekommen ist und ist in jedem Fall irgendwann überstanden. Meist gewöhnt sich der Körper spätestens nach zwei bis drei Tagen an die neue Situation, erklärt uns Dr. Dördelmann.
Ist das Schlimmste erst ein mal überstanden, ist es das Wichtigste, den Mineralstoff- und Flüssigkeitshaushalt Ihres Körpers wieder aufzufüllen. Viel Trinken ist daher wichtig. Auch das Hungergefühl setzt schnell wieder ein. Achten Sie hier darauf, Ihren Magen nicht allzu schnell zu überfordern und das Wichtigste: genießen Sie den Rest Ihrer Kreuzfahrt.