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21.12.19 Seetag weiter Kurs Süd-Georgien
Fahrt über die Grenze von Antarktika. Auf beiden Seiten des Schiffes waren ganze Buckelwal- Familien mit ihren Kindern zu sehen. Fröhlich machten sie Luftsprünge und es war wieder ein unglaubliches, außergewöhnliches Erlebnis, diesen großen Tieren in solcher Nähe und so großen Verbänden zuzusehen. Wieder an Bord, erfolgte eine umfangreiche Aufklärung zu Südgeorgien. Die Bio-Sicherheit dieses außergewöhnlichen und unberührten Gebietes war ein wichtiges Thema.
Nach Kennenlernen dieser Insel verstanden wir, dass man die Tier- und Pflanzenwelt in ihrerUrsprünglichkeit und Unberührtheit unbedingt erhalten muss. Mit großer Sorgfalt wurden Jacken und Stiefel geprüft, um keinen Schmutz, keinen Samen oder Sonstiges in dieses Reservat einzuschleppen. Bevor wir die Insel betraten, kam ein englisches Team an Bord und prüfte alles nochmals ganz genau. Das ökologische Gleichgewicht auf der Insel soll so wie es ist, unbedingt erhalten bleiben.
Werden die Vorschriften nicht eingehalten, darf das Schiff nie mehr anlanden. Um die Stiefel zu säubern, gab es eine elektrische Maschine. Man stellte sich in diese hinein und rotierende Bürsten fanden auch das letzte Staubkorn in der Sohle. Meine Frage, ob ich mir denn da abends auch einmal die Füße waschen dürfte, wurde empört zurückgewiesen, was ich nicht recht verstand. Das war er wieder, mein „Hafer, der juckte“.
Südgeorgien ist unbewohnt. Es halten sich dort nur Regierungsbeamte der Engländer und Forscher auf. Bäume und Sträucher gibt es nicht, aber eine bemerkenswerte Pflanzenwelt. Es leben hier einige Arten von Pinguinen, Robben alle Arten, See -Elefanten und viele Arten von Vögeln. Ich hatte von dieser Insel noch nie gehört. Erst bei dieser Reise wurde mir klar, welch Kleinod sie ist.
22.12.19 Ankunft in Süd-Georgien, Prince-Olav-Harbour
Sofort bei hohem Wellengang eine berauschende Zodiac-Rundfahrtdurch eine einsame Traumlandschaft Unzählige Pelzrobben und eine alte Walfangstation waren zu sehen. Erstmals begegneten uns Kormorane.
23.12.19 Salisbury Plain Nordküste von Süd-Georgien
Ankunft 6:00 Uhr und sofort Ansage: „Zu den Zodiacs!“ Hier wäre vielleicht noch zu bemerken, dass es ein ausgeklügeltes System für die Ausbootung gab. Bei Beginn der Reise wurde man einer Farbe zugeordnet. Ich hatte die Farbe Gelb. Nach dieser Farbe erfolgte dann der Aufruf. Unglaublich, wie schnell man durch dieses System die 180 Passagiere ausgebootet hatte. Nach der Anlandung mit den Zodiacs, erwartet uns eine Kulisse, die sicher zu einer der schönsten Süd-Georgiens zählt. Rundherum schneebedeckte, hohe Berge, eine traumhafte, weite Bucht mit einem breiten Strand.
Zudem schenkte uns Petrus diese Schönheit bei strahlendem Sonnenschein. Inmitten dieses Traumes eine Kolonie von geschätzt 300.000 Königspinguinen und ihren Nestern bis zum Horizont. Nach den Kaiserpinguinen sind sie die zweitgrößte Art, kann sich Entzücken ständig steigern? Ja! Ich dachte, wahrscheinlich träume ich jetzt, kann es das überhaupt geben? Dennoch will ich versuchen, meinen Eindruck etwas zu schildern. Wie ich schon schrieb, sind die Königspinguine sowohl in ihrem Äußeren, als auch in ihrem Gehabe besonders noble und vornehme Erscheinungen. Die Zeichnung auf ihrem Kopf ist der sprichwörtliche Punkt auf dem „i“ und verleiht ihnen edle Noblesse.
Sie laufen nicht, sie schreiten! Von allergrößtem Liebreiz sind ihre Kinder, Ihr Babykleid ist ein dicker, brauner Flaum, worin sie wie kleine Kaffeewärmer auf Füßchen aussehen. Dieser Flaum ist Ihnen lästig und sie versuchen ständig, ihn abzuschütteln. Darunter kommt dann teilweise ihr herrliches, künftiges Gefieder zum Vorschein. Mit ihrem „Wämschen" dürfen sie nicht ins Wasser, sie gingen unter. Deswegen werden sie von ihren Tanten in einem großen Kindergarten ständig bewacht, während ihre Eltern auf Futtersuche unterwegs sind. Der Kindergarten erstreckte sich über die ganze Länge des Strandes und von beiden Seiten bewachten Onkel und Tanten die Kinder.
Was bis heute noch nicht ganz erforscht werden konnte, ist das Phänomen, wie die Eltern nach Futtersuche ihre Kinder in einer so riesigen Menge von Küken wiederfinden. Man sagt, es sei der Schrei des Kükens Wie aber soll das in dem allgemeinen, infernalischen Geschrei überhaupt möglich sein? Die kleinen braunen Wesen waren dermaßen allerliebst, dass man mich mahnen musste, endlich in das letzte Boot einzusteigen.
Die Pinguine leben in problemloser Gemeinschaft mit unzähligen Seebären. Auch bei den Seebären waren die Mütter in rührender Art und Weise um ihr Kind bemüht. Die ersten mühsamen Gehversuche der Kleinen waren ungeschickt und hopsend. An Land bewegen sich die Seebären träge und schwerfällig, denn ihr Element ist vor allem das Wasser. Die Jungen werden auch in Kindergärten gehalten, wo sie bei rigidem Verhalten schnell mal von der Tante einen schmerzhaften Verweis bekommen, worauf sie aufmüpfig reagieren. Die erwachsenen Tiere sind nicht ganz ungefährlich, was ich selbst erfahren musste. Ein Halbstarker kam mir mit gefletschten Zähnen bedrohlich nahe.
Wir hatten Anweisung, uns dann mit erhobenen Händen so groß wie möglich zu machen. Ich hatte richtig Angst. Er kam immer näher, doch kurz vor mir drehte er dann ab. Das war wirklich knapp!! Ein Biss ist äußerst gefährlich wegen der Keime. Gegen Mittag trennten wir uns schweren Herzens von dieser „Arche Noah“. Es war ein Tag in meinem Leben, den ich niemals vergessen werde. Eindrücke zum Dahinschmelzen, unwiederbringliche Stunden im Leben. Nachdem wir unser „Zuhause" wieder erreicht hatten, durften wir am Nachmittag noch eine Zodiac-Rundfahrt durch eine romantische, märchenhafte Bucht genießen.
Rundherum mächtige, schroffe Felsen, einen hohen Wasserfall und darunter ein Strand mit faulenzenden Seebären in großer Zahl. In mitten der Gruppe hopsten Makkaroni -Pinguine lustig umher. Diese sind in ihrem Habitus wieder ganz anders als andere Arten. Doch schön sind diese Tiere quer durch alle Arten, nur kleiner als Königspinguine. Behände springen sie mit drolligen Hopsern Steine hoch, deren Höhe ihre Körpergröße um ein Mehrfaches übersteigt Ihren Namen haben sie von ihrer besonderen Zeichnung.
Unsere ganze Zodiac-Gruppe mit mehreren Booten stand staunend vor diesem Gemälde des Friedens und der Unberührtheit. Alle waren ganz still und genossen diesen urtümlichen und fern aller Zivilisation befindlichen Platz. Die Landschaft mit schroffen hohen Felsen, den Tieren, dem darüber befindlichen tosendem Wasserfall -herrlich. Ich dachte dankbar an Hapag Lloyd, welche außergewöhnlichen Plätze man für die Erkundung mit den Booten überall ausgewählt hat.
24.12.19 Heiligabend am Ende der Welt
Alle waren sehr gespannt, was sich die Besatzung für diesen besonderen Tag ausgedacht hat. Wir erreichten Fortuna Bay Süd-Georgien. Um 6.30 Uhr startete eine Wanderung quer über die Insel an einem Wasserfall vorbei. Man sagte, es sei nass, glitschig und unwegsam. Junge Leute freuten sich auf körperliche Betätigung, ich blieb auf dem Schiff. Dieses nahm indessen Kurs auf Stromness, um die Wanderer wieder abzuholen.
Angekommen, war ein ausgedehnter Strandspaziergang mit einer wunderbaren Umgebung möglich. Die zahlreichen Seebären nahmen keinerlei Notiz von uns „Blaujacken". Eselspinguine und Raubmöwen (Skuas) kreuzten unsere Wege. Nach Rückkehr zum Schiff, nahm die Inspiration Kurs auf Grytviken. Die Anlandung mit den Tenderbooten hatte man für diesen Tag bewusst ausgewählt. Dort fand man eine große ehemalige Walfangstation, ein Museum und einem Friedhof mit dem Grab von Sir Ernest Shackleton, dem eigentlichen Entdecker dieser Stelle.
Beherrschend jedoch war eine wunderschöne weiße kleine Kirche, welche von Norwegen 1913 importiert und eingeweiht wurde. 1988 unterzog man sie einer vollkommenen Restaurierung und ich freute mich sehr, welch einen herrlichen Platz man für Heiligabend ausgesucht hatte, in dieser unendlichen Eiswüste ist so eine Kirche nicht häufig. Am Platz sah man auch eine ehemalige Militär-Basis mit Namen „King Edvard Base“. Begrüßt oder nicht, wurden wir von faul dahin dösenden See-Elefanten-Jungen, deren Ausmaße für ihr Alter schon beträchtlich waren. Träge machten sie hin und wieder ein Auge auf und zu. Die See-Elefanten erreichen eine beträchtliche, bedrohliche Größe. Solch ein Tier sollte man möglichst nicht erzürnen. Shackleton setzte infolge einer spektakulären Rettungsaktion erstmalig einen Fuß auf Süd Georgien.
Seine erste Handlung war das hissen der englischen Flagge, um den Gebietsanspruch Englands zu begründen. Er hatte eine Expedition mit großer Besatzung im Weddelmeer versucht und diese endete in einem Drama. Das Schiff wurde im Eis bewegungsunfähig und ging unter. Mit einem Rettungsboot gelang Ihnen eine Anlandung auf Elefant-Island. Dort musste Shackleton 22 Leute seiner Besatzung unter den schrecklichsten Verhältnissen zurücklassen und versuchte, mit einem Kameraden Süd-Georgien zu erreichen, um alle zu retten. Es gelang, aber die Insel musste noch über ein hohes vereistes Gebirge überquert werden, um die Walfangstation auf der Westseite zu erreichen. Ein Bravourstuck ohnegleichen.
Man holte sofort die Kameraden, welche alle die 150 Tage unter den schlimmsten Umständen auf dieser eisigen Insel überlebt hatten. Diese Rettung brachte Shackleton in seiner Heimat viel Ehre ein. Er unternahm noch einige Expeditionen und starb dann in Grytviken. Sein Grab konnte man besuchen. Entdeckt hatte die Insel bereits J.Cook. In dem kleinen Kirchlein hatte unsere Besatzung einen berührenden Gottesdienst organisiert. Voller Freude nahm ich das wahr, denn ich hatte die Hoffnung, „mein" ganz besonderes Weihnachtslied „Stille Nacht heilige Nacht" im Gedenken an meine Lieben singen zu dürfen. Am Ende der Welt folgte ein besinnlicher und zu Herzen gehender Gottesdienst.
Niemals werde ich diesen unter so besonderen Umständen gefeierten Heiligabend vergessen, es war ein besonderer Moment dieser Reise. Dankbar dachte ich an meine Freunde, bis ich dann mein Lied aus voller Inbrunst und mit Hingabe schmettern konnte. Dann erklang noch das Glöcklein, welches von einem Besucher betätigt werden musste. Der DJ (für leichtere Muse) und der Pianist (für Klassik) gehörten zum Programm im Gottesdienst. Sie hatten mich einmal an Bord wegen meiner großen Brillen angesprochen und seitdem waren wir Freunde. Ihre feine und kultivierte Art imponierte mir sehr. Ihr Alter war um die 30 Jahre also eher meine Kinder. Das hielt sie nicht davon ab, ständig das Gespräch mit mir zu suchen. Der Austausch mit ihnen war inspirierend und lustig.
Wir mochten uns sehr und verbrachten viel Zeit miteinander. Einmal sagten sie zu mir, ich sei ein seltenes Exemplar von Dame das kann vieles bedeuten und ich fragte lieber nicht näher. Die Sache hatte auch einen praktischen Vorteil für mich. Ich durfte mir je nach Laune (Klassisch oder Leicht) Musikstücke aussuchen. Als ich einmal Beethovens 5. Klavierkonzert wünschte, musste der Pianist passen. Er versprach mir aber, so viel zu üben, dass er es mir bei meiner nächsten Reise mit dem gleichen Schiff in die Arktis auf jeden Fall spielen kann. Nachdem die Kirche zu Ende, war kamen die beiden zu mir und umarmten mich in solch liebevoller und herzlicher Weise, was mich doch sehr berührte. Wieder einmal stellte ich fest, dass in manchen Lebenssituationen das Alter keine Rolle spielt, wenn man ganz und gar gleich tickt.
Allen Besuchern sah man an, wie tief sie berührt waren. Nach der Kirche überraschte uns die rührige Crew mit einem aufgestellten Zelt, wo man Glühwein, Gebäck und Champagner bekommen konnte. Der anrührende Gottesdienst, die Umgebung, die Bemühungen der Crew und die erzeugte Stimmung an diesem heiligen Abend das war Balsam für die Seele. Danach kehrten wir mit dem Tender auf unser festlich geschmücktes Schiff zurück. Woher man allerdings den prächtigen großen Weihnachtsbaum in dieser Gegend her hatte, blieb ein Geheimnis. Nun bereiteten wir uns auf das angekündigte festliche Galadinner am Abend vor. Alle hatten sich, so auch ich mit einem langen Kleid, ein wenig herausgeputzt.
Ein Ehemann sagte zu mir: „Sehen Sie hübsch aus in diesem Kleid!“ Erschrocken sah ich sofort, wie die Physiognomie der Gattin entgleiste und fand das auch nicht so gut, so antwortete ich spontan: „Das Kleid ihrer Gattin finde ich hübscher und im Ganzen sieht sie reizend aus.“ Fortan hatte ich sie zur Freundin. Das Abendessen war eine Folge von Delikatessen, das in Form von vielen Gängen serviert wurde. Ich, die im Leben schon Flucht, Armut und Hunger kennenlernen musste, dachte mir, was die Welt alles zu bieten hat, wenn man nicht arm ist. Ich kam mir vor wie Königin Elisabeth, wobei ich kurz bezweifelte, ob sie so glücklich und froh sein kann, wie ich es eben gerade bin.
Der Slogan „REICH UND GESUND IST DOCH BESSER ALS ARM UND KRANK.“ fiel mir dazu auch noch ein. In fröhlicher Runde wurde auch dieser Abend in Allem einmalig. Als Überraschung sang am Ende die gesamte Crew noch für uns Weihnachtslieder. Beseelt ging ich in meine Kabine - wieder einmal demütig und dankbar meinem lieben Gott. Inzwischen waren von meinen Freunden bezaubernde Weihnachtswünsche und hinreißenden „Durchhalteparolen“ eingetroffen. Auch fragte man an, wohin man das Weihnachtspäckchen schicken dürfte, um die spartanische Verpflegung an Bord etwas aufzubessern. Ich fühlte mich in einem Meer von liebevollen Nachrichten. Zeitweise dachte ich froh, was ich doch für ein Glückspilz bin. Noch keinen Moment hatte ich mich hier allein und einsam gefühlt.
Auch von den Passagieren erfuhr ich viel Freundlichkeit. Einmal bat ich einen Ehemann, mich doch bitte einmal zu fotografieren. Gern tat er das und fortan waren er und seine Frau an entsprechenden Stellen sofort bei mir mit dem Satz: „Dürfen wir Sie fotografieren?“ Das letzte Mal fragten sie das auf dem Flughafen Frankfurt, worüber wir alle drei herzlich lachen mussten. Ihnen verdanke ich es, dass ich beweisen kann, tatsächlich in der Antarktis gewesen zu sein. Außerdem hatten wir auch so manch gutes Gespräch. Mein Anliegen ist es auch, mit diesem Bericht alleinstehenden Mut zu machen, eine solche Reise zu wagen. Man ist nicht allein und wenn man Glück hat, fühlt man sich, wie in einer großen Familie. Abschließend zu diesem Heiligabend kann man sagen, die Besatzung hat uns einen unvergesslichen Abend bereitet.
25.12.19 Seetag Kurs auf Süd-Orkney-Inseln
Passage der Konvergenz-Zone - Hier treffen kaltes, fließendes Oberflächenwasser der Antarktis auf wärmeres Oberflächenwasser aus dem Norden der gemäßigten Zonen des Atlantiks, Pazifiks und des Indischen Ozeans. Es ist der Bereich der Drake-Straße und bildet die Nordgrenze des südlichen Ozeans. Die Lage dieser Grenze kann sich durch Wetter und Jahreszeit um etwa 150 km nördlich oder südlich verlagern. Zu erkennen ist diese Grenze an einem Temperatursturz – das ist ein Sturz des Wassers von +8 °C auf abrupt unter -2 °C.
In dieser Zone liegen verstreut Inseln und Inselgruppen, die als Polar anzusehen sind, wie Südgeorgien, die Sandwich- Inseln, Peter- 1- Insel und viele andere. Der antarktische Kontinent ist mit 13,2 Millionen km² etwa 3 Millionen km² größer als Europa. Die exakte Fläche des Festlands ist noch nicht bekannt, da große Teile dauerhaft von Eis bedeckt sind, wo die Ränder aus Schelfeis bestehen. Dieses Schelfeis überdeckt Wasserflächen und Buchten in großem Maße. Das Transantarktische Gebirge teilt den Kontinent in Ost und West. Das höchste Gebirge ist das Vinsonmassiv mit den Mount Vinson, dessen Höhe etwa 5100m beträgt. Nächstgelegene Landmassen sind Feuerland, Cap Agulhas, Südafrika, sowie Tasmanien und Neuseeland. Rund 90% des irdischen Eises sind in der bis zu 4500m dicken Eisdecke der Antarktis enthalten. Im Winter erstreckt sich die Eisdecke bis auf 30 Millionenkm². Nur 280.000km² sind eisfrei.
Die mächtigsten Eisschichten liegen im Westteil des antarktischen Festlandes. So kann man die gewaltigen Dimensionen der Antarktis ahnen. Mein Respekt dieser gewaltigen Natur gegenüber wuchs stetig und mir wurde klar, welche Gunst des Schicksals es bedeutete, dieses beispiellose, unbeschreibliche und unberührte Gebiet in meinem Leben noch kennenlernen zu dürfen. Dieser erste Weihnachtsfeiertag war wieder mit vielen Aktivitäten gefüllt.
Aber auch immer wieder mit Traumaussichten vom Oberdeck. Selbstverständlich konnte man auch Gänsebraten essen, was eine willkommene Abwechslung zu all den Delikatessen war. Morgens an diesem Tag erlebte ich eine amüsante Begebenheit. Ein mir bekannter Mitpassagier fragte mich: „Wo waren Sie denn gestern Abend, es war doch noch Tanz!?“ Ich sagte, dass das nicht so mein Ding ist und ich deshalb früh in meine Kabine ging. Er erzählte freudig weiter, dass er bei den Damen an Bord ja so begehrt sei, worauf ich trocken antwortete: „Außer bei mir!“ Er rang sich trotzdem noch ein – „eigentlich schade“ ab. Ich dachte "wie kann ein älterer gestandener Mann so etwas Dämliches von sich geben!?" Wieder einmal Anlass an meinen besonderen Freundeskreis zu denken.
Nun waren an Bord einige allein-reisende Damen und Herren. Mich über Einsamkeit alleinstehender Menschen lustig zu machen, das muss mir fern liegen ich bin selbst allein. Jedoch war ich verwundert, was ich manchmal wahrnehmen musste. Bei den einzelnen Damen geriet das Bestreben auf dem Schiff einen Herrn zu ergattern manchmal sehr plump und wenig fein (plebejisch ausgedrückt, man schmiss sich regelrecht ran). Als männliches Wesen hätte ich wohl sofort die Flucht ergriffen. Ich dachte mir bei meinen Beobachtungen „Wie kann man sich so aufdrängen, ohne dass die Würde leidet!?“ Im Gespräch mit einer Dame sagte diese plötzlich: „Schauen Sie dieser Herr dort an dem Tisch hatte mich gestern Abend zum Essen eingeladen, heute sitzt er schon wieder mit einer anderen dort.“ Darauf sagte ich: „JA, ER SONDIERT! Bleiben sie einfach dran.“ Sofort dachte ich jedoch dieser Rat war nicht so recht hilfreich, er hätte anders lauten müssen. Offensichtlich versucht man alles, um der Einsamkeit zu entrinnen - tragisch. Nach meines Mannes Tod suchte ich nicht, doch ich WARD GEFUNDEN(!) - Glück!!